Lizenzbauten

Neben den von Innocenti in Italien gebauten Lambrettas gab es eine Vielzahl von Lizenzproduktionen. So wurden in den Fünfziger Jahren nicht nur Lambrettas in Deutschland und Frankreich, sondern auch in Südamerika gebaut.

Die wichtigsten Lizenzbauten kommen aber aus Indien und Spanien, hier wurden vor allem Modelle der Serie 3 in großen Stückzahlen gebaut. So wurden Lambrettas in Spanien zehn Jahre länger gebaut als in Italien. Am 17. Juni 1952 wurde von einer Gruppe baskischer Geschäftsmänner die Lambretta Locomociones SA gegründet. Im nordspanischen Eibar wurde 1954 die Produktion aufgenommen.

Die ersten Spanierinnen waren die 125/150 ccm D Modelle, denen ein Jahr später, 1955, die LD Modelle folgten. Die Qualität dieser Roller ist der Innocentis ebenbürtig. Und die Abweichungen betrafen vor allem die Schriftzüge. Dies zeigt sich auch in den Absatzzahlen, so wurden bis 1960 50.000 Stück in Spanien verkauft. In diesem Jahr begann auch die Produktion der Li Serie 2. Qualitativ und technisch sind diese auch über jeden Zweifel erhaben. Der Hauptunterschied zur italienischen Serie 2 besteht in einem mitdrehenden Kotflügel und einer angepaßten Kaskade. Eine Lösung, wie sie auch bei dem Sportmodell Rallymaster für den britischen Markt, zum Einsatz kam.

Ab 1963 wurde auch die TV Serie 2 gebaut. 1964 wurde dies komplett in Spanien überarbeitet, und heraus kam ein völlig einzigartiger Roller. Der mitdrehende Kotflügel und die entsprechende Kaskade wurden beibehalten. Dafür wurde der Serie 2 Lenkerkopf durch einen kompletten SX Lenkerkopf ersetzt. Zudem wurden aus der TV 175 Serie 3 der Motor und die Scheibenbremse verbaut.

1965 wechselte man in Spanien, schon unter dem Namen Serveta, auch zur Serie 3. Zunächst wurden unter der Bezeichnung Scooterlinea die 125-175 ccm Modelle gebaut. 1966 gab es dann auch eine 200 ccm Version. Bei allen spanischen Modelle sind die Serie 3 Li Kotflügel und Kaskaden und der hexagonale Lenkerkopf der TV/LiS/SX Modelle verbaut. Die technischen Unterschiede zu den italienischen Modellen sind minimal. Ganz frühe JET 200 hatten nicht nur die Scheibenbremse sondern auch die SX 200 Seitenhauben. Bis auf Kotflügel und Kaskade ist der Unterschied zwischen SX 200 und frühen Jet 200 minimal. Später änderten sich erst die Schriftzüge und dann gab es auch keine Scheibenbremse mehr.

Auch nachdem Innocenti keine Lambrettas die Produktion nach Indien verkauft hat, wurden in Spanien weiterhin Servetas gebaut. Da der Nachschub an Teilen aus Italien austrocknete, ließ man Teile in Spanien produzieren. Die Special Hauben wurden durch Li Seitenhauben mit Clip-On Verschluß ersetzt; die Trittleisten durch Gummimatten. Zudem wanderte der Luftfilter mit in das Handschufach.

Während der Siebziger Jahre kriselte der Absatz und es fanden einige Facelifts statt. Von 1975 bis 1983 wurden verschiedene neue Versionen der Serveta vorgestellt. Die JET wurde bspw. mit Blinkern an Chromstangen versehen. Die Seitenhaubenstreifen ähneln denen der DL -allerdings mit integrierter Hubraumangabe an der Stelle des Gitters. In den späten Siebzigern gab es für die JET neue Schalter und ein Zündschloß hinter dem Sitz.

Schließlich erscheint die Serie 80, die neue Fiberglas Kotflügel und Kaskade, eine neue Sitzbank, in die Karosserie integrierte Blinker, dickere Zusatzstoßdämpfer und neue Aufkleber aufweist. Später gibt es noch eine elektronische Motoplat Zündung. Im Vergleich zu den indischen Lambrettas waren die Servetas -trotz der häufig auftretenden Probleme mit der Elektrik- besser verarbeitet.

In Indien wurden die ersten Lambrettas von Auto Products of India (A.P.I.) In Bombay gebaut. Die Lizenzvereinbarung regelte, dass Modell D Lambrettas gebaut werden durften. Dies aber nur für den heimischen Markt. Bedeutender für den internationalen Markt sind allerdings die von Scooters India Limited (SIL) gebauten Lambrettas. Die im Lucknow ansässige Firma hat 1971 nicht nur die Produktion, sondern auch die Namensrechte für Lambretta Roller von Innocenti übernommen. Zwei Jahre später wurde die Produktion -nach intensiver Schulung der Innocenti Mitarbeiter aus Italien- tatsächlich aufgenommen. Produziert wurden in erster Linie die GP Modelle, die auch nach Deutschland exportiert wurden. Diese GP entsprachen in der Qualität nicht dem italienischen Vorbild. So war die Lackqualität nicht so gut. Ebenso waren die zu Beginn der 90er Jahre verbauten Wellen qualitativ so schlecht, dass entweder das obere oder das untere Lager der Kurbewelle nach wenigen 100 km den Geist aufgab. Leider sucht man bei den 200er Modellen die vordere Scheibenbremse vergeblich. Dafür gab es zum Schluß die elektronische 12V Zündung serienmäßig. Die Produktion bei SIL endete 1998.

 

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